Wie konzipiert man einen Workshop?
In den letzten Jahren habe ich viele Workshops konzipiert. Dabei stellte ich mir immer wieder die Frage, wie ich es schaffe, meinen eigenen Ablauf in eine gut strukturierte Form zu übertragen, die nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt und immer wieder genutzt werden kann.
Ich habe dabei ein ganz eigenes System entwickelt und teile ein paar meiner Erfahrungen hier mit Euch.
Wer sind meine Lernenden?
Für mich stehen die Lernenden und zunächst nicht so sehr das Thema im Fokus meiner Planung. Im Vorfeld versuche ich möglichst viele Bedarfe meiner Lernenden in den Blick zu nehmen. Das gelingt zum Beispiel durch einen Fragebogen, den man vorab ausfüllen lässt oder ein intensives Gespräch mit z.B. dem Träger / der Organisation, die mich beauftragt oder noch besser, ein erstes kurzes Kennenlerngespräch mit der Lerngruppe selbst. So erhält man eine erste Einschätzung für Erwartungen, Erfahrungen und Wünsche der Teilnehmenden. Aber auch mögliche Bedarfe, die berücksichtigt werden sollten. Ich versuche meine Eindrücke dieser Rückmeldungen kurz in schriftlicher Form zusammenzuführen. Meine Erfahrung ist: Je besser dieser Schritt gelingt, desto passgenauer kann ein Angebot gestrickt werden.
Warum kommen Lernende in meinen Workshop?
Die Auseinandersetzung mit der Lerngruppe steht in direktem Zusammenhang mit der Frage nach dem "Warum?". Also, warum sollten Lernende mein Workshopangebot nutzen? Welches Ziel steht am Ende des Lernprozesses? Das klare Setzen eines Workshopsziels ist essentiell, wenn es darum geht personenzentrierte Angebote zu entwickeln. Das Ziel hilft uns, unser Handeln im Workshop danach auzurichten. Ich setze mir selbst bei jeder Planung eines Workshops sogenannte Grob- und Feinziele.
Ein Beispiel: Eine Organisation möchte einen Workshop zum Thema "Cyber Mobbing" durchführen. Ein Grobziel wäre, dass die Lernenden den Begriff Cybermobbing und seine Dimensionen kennen. Ein mögliches Feinziel wäre zum Beispiel, dass Lernende wissen, wie sie Screenshots zur Sicherung von Cyber Mobbing Angriffen sichern.
Dabei kommt es vor allem auf gut beschriebene Feinziele an - diese können unterschiedliche Dimensionen umfassen: Endverhalten, Bedingungen, Maßstab.1
- Also zuerst die Formulierung dessen, was am Ende des Lernprozesses konkret stehen soll.
- Die Beschreibung, wie Lernende zu diesem Ziel kommen können und auf welche Ressourcen sie dabei zurückgreifen und
- welche Maßstäbe hinsichtlich Zeit, Qualität und Menge des Ergebnisses gesetzt werden (ebd.)
Dabei gilt es zu betonen, dass am Ende nicht das reine Faktenwissen als Lernergebnis steht, sondern bestmöglich ein Ergebnis, das auch die Förderung psychomotorischer Fähigkeiten oder affektive Ziele, wie z.B. Einstellungen, Werte berücksichtigt.
Die Absprache mit möglichen Auftraggeber:innen kann dabei helfen Erwartungen in den Zielsetzungsprozess miteinfließen zu lassen. Es ist jedoch wichtig, klar zu zeigen, dass nicht immer alle Lernziele auch in einem von außen gesetzten Zeitrahmen oder in der gewünschten Breite umsetzbar sind - das hängt mit vielen Faktoren, vor allem mit den Lernenden selbst, zusammen. Ihr werdet merken, jede Lerngruppe funktioniert ganz individuell.
Was ist das Thema meines Workshops?
Themen gibt es zu hauf. Gerade im Bereich der Medienbildung sind auch die Grenzen zwischen diesen Themen sehr fließend. Ich beginne meist mit einer kurzen Skizzierung eines großen Themas - dazu eignet sich aus meiner Sicht eine einfache Visualisierung, z.B. mittels einer Mindmap. Ich stelle mir immer die Frage: Was ist das Kernwissen, was Lernende am Ende haben sollen und mit welchen ganz praktischen Dingen verlassen sie am Ende meinen Workshop. Die Schaffung eines Konzeptes, das Übertragbarkeit von Wissen in Handlung ermöglicht ist für mich das A und O. Deshalb gilt beim Konzipieren: weniger ist mehr.
Zu viele Texte, zu viele Aufgaben, zu viele Inhalte erschöpft Lernende. Guckt hier auch ganz genau, mit wem arbeitet Ihr in diesem Workshop zusammen? Manchmal ist das Übereinbringen der Themenbreite mit dem gesetzten zeitlichen Rahmen schwer machbar - ich schreibe dann gerne einfach mehr Inhalte auf, als vielleicht notwendig sind. Das gibt mir selbst Sicherheit, mit Blick auf Durchführung aber auch auf die bewusste Entscheidung, Dinge aus meinem Ablaufplan heraus zu streichen. Vor einem Workshop plane ich für mich zudem immer auch Zeit, um mich vertiefend noch einmal in ein Thema einzulesen. Das gibt ein zusätzliches Sicherheitsgefühl - und wenn ich doch etwas mal nicht weiß, dann sage ich mir selbst immer, dass auch ich noch Lernende in diesem Prozess bin.
Der rote Faden für ein gutes Workshop-Konzept
Vorab: Es gibt nicht das eine Rezept für gute Workshops, denn auch die beste Konzeption braucht noch eine gute Umsetzung. Aber ich bin mir sicher, dass das Berücksichtigen einiger der oben genannten Punkte dabei helfen kann, damit die Umsetzung gut gelingt.
Nimm deine Lernenden in den Blick (WER?)
- Wer sind diese Personen?
- Welche Erwartungen und Wünsche haben sie an den Workshop?
- Welche Lernmotivation besteht?
- Welche wichtigen Bedarfe musst Du berücksichtigen?
Definiere klare Lernziele (WARUM) ?
- Was steht am Ende deines Workshops?
- Mit welchem Wissen, welchen Impulsen oder Fähigkeiten, sollen deine Lernenden am Ende nach Hause gehen?
- Welche Wirkung möchtest Du bei deinen Lernenden erzielen?
Kleine Lernhappen, statt großem Themenfisch (WAS) ?
- didaktische Reduktion ist das Stichwort: komplexes Wissen einfach erklären. Zuviele Inhalte funktionieren nicht für alle.
- und trotzdem: immer ein bisschen mehr im Themenkoffer mit dabei haben, wenn doch noch Raum für neue Aufgaben und weiteres Wissen verfügbar ist.
Die Frage nach dem WIE stellst Du dir dann in der weiteren Konzeptionsphase. Also welche Methoden und Materialien du nutzen kannst, um Lernende zu motivieren, zu aktivieren und mitzunehmen. Darüber erzähle ich aber zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal mehr.
Für deine Konzeption habe ich ein kleines Goodie erstellt, das ich hier gerne mit Dir teile. Vielleicht hilft es Dir bei deiner Workshopkonzeption und vielleicht magst Du mir ja berichten, wie Du deine Angebote planst und ob dir mein Tool dabei helfen konnte. Um die PDF herunterzuladen, klicke einfach auf das Bild.
genutzte Literatur:
https://wb-web.de/material/methoden/lernziele-definieren.html
Literatur zum Weiterlesen:
https://wb-web.de/material/methoden/lernziele-formulieren-leicht-gemacht.html